Feuer und Flamme für schräge Talente
29. Januar 2010
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Meinen heutigen Tag habe ich im Park in Ueno verbracht. Eigentlich hatte ich geplant, an einer kostenlosen Führung durch den Park teilzunehmen, bin aber zu spät dafür aufgestanden. Also habe ich meinen Reiseführer heraus gekramt und habe mich auf eigene Faust in die Fluten an Menschen und Sehenswürdigkeiten gestürzt.
Saigo Takamori
Als erstes Ziel hatte ich die Statue, die zu Ehren Saigo Takamoris errichten wurde auserkoren (in Wirklichkeit hat mich der Zufall zuerst dort hin geführt, aber das liest sich weniger theatralisch). Zunächst ein die Meiji Regierung bei der Modernisierung unterstützender Samurai, wurde Saigo Takamori später ein Gegner derselbigen, nachdem bekannt gegeben wurde, dass Samurai das Recht verlieren sollten Schwerter mit sich zu führen, welches einer Auflösung der Samurai Kaste gleichgekommen wäre. So führte er in der Schlacht von Satsuma im Jahr 1877 einige Hundert Samurai zum letzten Gefecht gegen die Armee des Kaisers, deren er zahlenmäßig deutlich unterlegen war. (Mein Reiseführer spricht von 2000 Samurai auf Seiten Takamoris, Wikipedia von 400 - Fakt ist, dass er zahlenmäßig deutlich unterlegen war). Letztendlich unterlag er in dieser Schlacht und wird seither als der wirkliche „letzte Samurai“ bezeichnet. Wie ihr euch denken könnt, ist diese Schlacht die Vorlage für einen Teil aus „The Last Samurai“ geworden.
Toshougu und die Flamme aus Hiroshima und Nagasaki
Eine weitere Sehenswürdigkeit wenige Schritte entfernt von der Statue Saigo Takamoris ist der Toshougu Tempel. Leider kann ich wenig über diesen Berichten, da diese derzeit restauriert wird. Interessante Fotos habe ich dennoch geschossen.
Eine für mich persönlich wirklich interessante Geschichte bekam ich dort allerdings von einem Mann erzählt, der mich während meiner fotografischen Tätigkeiten ansprach: Auf dem Titelbild oben seht ihr die Flamme von Hiroshima und Nagasaki. Dieses Denkmal wurde errichtet, nachdem die US Amerikanischen Truppen die ersten Atombomben der Welt auf die beiden oben genannten Städte abwarfen und damit in wenigen Lidschlägen eine Unzahl von Menschenleben auslöschten.
Eine Weile nach dem Abwurf der Atombombe ging ein Mann namens Tatsuo Yamamoto nach Hiroshima, um nach seinem Onkel zu suchen. Alles was er dort vorfand war eine Wüste aus Schutt, Asche und ein Feuer, dass die restlichen Ruinen des Hauses seines Onkels niederbrannte. Yamamoto brachte diese Flamme als Zeichen seines Respekts an seinen verschiedenen Onkel nach Hoshino-mura, um diese in seinem Haus ihm zu Ehren am Brennen zu erhalten. Jahre vergingen und die Flamme wuchs zu einem warnenden Symbol des Friedens und des Verlangens alle Atomwaffen der Welt zu zerstören heran. Diese Flamme wurde später mit einer anderen Flamme, welche aus der Reibung zerstörter Dachschindeln aus Nagasaki entzündet wurde, zusammengeführt und im Juli 1990 in das Denkmal vor dem Toshougu Tempel gebannt.
Der Mann jedoch erzählte mir noch eine weitere Geschichte: Eine Frau, die unter den Folgen schwerer Strahlung ausgelöst durch die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki an unvorstellbaren Schmerzen und Qualen litt, begann diese bunten Girlanden, die ihr rechts und links von der Flamme seht, zu flechten, um diese als Art „Opfergabe“ während sie betete darzureichen. Sie fuhr für 9 weitere Jahre fort, diese Girlanden herzustellen und zu opfern, ehe sie ihren Qualen erlag und somit ihre Erlösung fand. Der Grund jedoch, warum ich auch heute noch die Girlanden fotografieren konnte ist, dass Angehörige, Freunde und Mitfühlende auch heute noch regelmäßig diese als Opfergabe darreichen und ihrer gedenken. Laut Auskünften des Mannes drücken die Kanjis unter der Flamme ein Streben nach Frieden aus und das sämtliche Atomwaffen zerstört werden müssen. (So habe ich ihn zumindest verstanden. Wenn sich jemand die Mühe machen will, den Text direkt zu übersetzen, wäre ich ihm sehr dankbar!)
Die wirkliche Attraktion des Parks
...sind die Menschen, die sich darin aufhalten. Neben einer Unzahl an in Zurückhaltung lebenden Obdachlosen (die ich in keiner Weise betteln oder sich beklagen sehen habe) und normalen Besuchern des Parks, halten sich scheinbar des Öfteren Straßenkünstler dort auf. Diese faszinieren mit den unterschiedlichsten Talenten und buhlen gegenseitig um das größte Publikum. Neben Jongleuren und den obligatorischen Panflötenspielern zumindest pseudo-indianischer Abstammung (wie sind die aus meiner Fußgängerzone daheim hier her gekommen??) habe ich zwei ziemlich coole Vögel für euch gefilmt. Leider hat meine Kamera es nicht geschafft, vernünftig auf den richtigen Punkt zu fokussieren, aber ich denke, das Video zeigt trotzdem, warum ich überlege, erneut hier her zurückzukehren:
Ich habe noch länger gefilmt, allerdings ist das der beste Part finde ich. Wenn ihr noch mehr von den beiden sehen wollt, schreibt mir einfach! Ich lade dann noch den Rest ins Netz!
4 Kommentare
Martin sagt:
#1
Das Historische im Park ist schon interessant, viel interessanter sind aber die Schilderungen, die du aktuell selbst erlebt hast. Guter Beitrag über echt komische Leute.
vor 15 Jahren
Philip sagt:
#2
Haha super Typen die beiden.
Mir gefällt der Blog immer besser,
checke ihn schon jeden Tag regelmäßig (ist jetzt im meine Liste für tägliche
News zusammen mit Golem.de, Ign usw. :) )
So nen Video bringt die ganze Sache sehr cool rüber, sehr cool als Ergänzung zu den (sehr schönen) Fotos.
Schöne Grüße aus der Stadt der tausend Räder,
Philip
vor 15 Jahren
Simon sagt:
#3
Danke für die Blumen! Das die Bilder größtenteils alle ganz schön geworden sind, liegt vielleicht daran, dass ich selbst so selten drauf bin :-)
Wie dem auch sei: Sollten bei einigen Bildern der obere Teil des Fotos fehlen -> einfach auf "Download Original" klicken und schon könnt ihr das ganze Foto bewundern!
vor 15 Jahren
Andrea sagt:
#4
Hey Simon,
versuche bei deinem Blog hinterher zu kommen, gar nicht so einfach, du schreibst ja ziemlich viel. Aber ich finde es auch sehr spannend zu lesen!!! Hört sich jedenfalls nach einer sehr coolen Zeit an. Die beiden Typen sind echt schräg :-D Und die Fotos beneidenswert! Auch neidisch bin ich aufs Geocashen, das muss ich auch unbedingt mal wieder machen!!!
Wünsche Dir noch eine schöne Zeit, lg, Andrea
vor 15 Jahren