japan ruft - miterleben. austauschen. sonst nichts.

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Bisher lässt sich mein Trip nach Hiroshima unter den Worten „so far, so good“ zusammenfassen: die Zugfahrt an sich war erst die Hölle, dann wieder recht angenehm, um dann wieder unangenehm zu werden. Ich habe mich dazu entschlossen mich mithilfe des Seishun 18 kippu (ein Ticket, dass nur in den Ferienzeiten in Japan zu kaufen ist) fortzubewegen. Das ist extrem günstig, hat aber den Nachteil, dass ich nur die normalen „Local Trains“ (also das Pendant zum deutschen „Regional Express“) benutzen kann. Somit dauerte meine Zugfahrt über 6,5 Stunden und zudem durfte ich 5 mal den Zug wechseln. Erstaunlich ist allerdings, dass der Zugfahrplan in Japan wirklich 1A ist - alle Züge kommen wirklich auf die Minute genau und Umsteigezeiten von weniger als 3 Minuten sind problemlos einzuhalten. So hatte ich erst arge bedenken bei meinem Zugfahrplan, den ich mich über die sehr praktische Internetseite hyperdia.com habe zusammenbasteln lassen und zu Beginn der Fahrt war das die pure Stress-Hölle. Dann habe ich auf der Hälfte der Fahrt einen Japaner kennengelernt (mit Namen „Fuji“, wie der Berg) der auch in Hiroshima wohnt und mit dem ich mich somit ne gute Weile unterhalten konnte. Das machte die Zugfahrt erst etwas kürzer. Nachdem man sich dann seine paar Geschichtchen erzählt hatte, wurde die Fahrt dafür dank peinlichem Schweigens wieder umso länger.

Ankunft in Hiroshima

In Hiroshima angekommen habe ich dann in das K‘s Backpackers Hostel eingecheckt. Ich bin hier sehr zufrieden: das Team, das hier arbeitet, ist durchweg freundlich (und zum Großteil auch englischsprachig), die Zimmer sind extrem sauber und man lernt sehr schnell viele Leute kennen.
Gestern habe ich somit meinen ersten Abend mit meinen Mitbewohnern Alex (aus Israel) und Gabriel (aus Kanada) beim Okonomiyakiessen verbracht. Alex ist wohl extrem Backpacker - er kommt aus Israel, spricht fließend Hebräisch und Russisch, hat wohl auch ne Zeit in Russland gelebt, war zwischendurch in Indien unterwegs und hat sich kurzfristig entschlossen nach Japan weiter zu fliegen. Er hat auf jeden Fall immer eine interessante Geschichte parat, soviel ist sicher. Gabriel war zuvor in Peru und ist jetzt hier einen Monat allein Japan unterwegs und sehr gesprächig.

Hiroshima Peace Memorial Park

Kurz gesagt: mein erster Tag in Hiroshima war durchweg der Hammer (und gar nicht kitschig - angesprochene Leute wissen, was gemeint ist ;-)
Zunächst bin ich zu Fuß in den Hijiyama Park gelaufen, welcher ziemlich weit oben auf einem Berg gelegen ist. Ziemlich an der Spitze des Berges habe ich einen Friedhof gefunden, der direkt am Hang liegt und von dem man eine mordsmäßige Aussicht über Hiroshima bekommt. Dieser Umstand gepaart mit dem besten Wetter seit Wochen ergab für mich den besten Moment seit Tagen. Dann habe ich mich erneut mit Fuji am Bahnhof getroffen, weil dieser so freundlich war, mir seine Heimatstadt zu zeigen. Wir wanderten erst durch den Peace Memorial Park (oder Memorial Peace Park oder wie auch immer). Zusammengefasst: sehr bedrückende Stimmung. Dort habe ich den Atomic-Bomb Dome, das einzige Gebäude das die Atomexplosion mehr oder weniger überstanden hat und heute noch steht und das Denkmal des kleinen Mädchens, welches fortlaufend Kraniche gefaltet hat, besichtigt (ihr erinnert euch an die Geschichte aus dem Denkmal im Ueno Park).
Zwischendurch jedoch wurde ich von einem kleinen Mädchen in Begleitung von ihren Lehrern angesprochen: „Excuse me sir, do you speak english?“ Ich war so dermaßen überrascht, dass ich erst mal gar nicht antworten konnte. Das Mädchen war höchstens 9 Jahre alt und geht auf eine englischsprachige Schule. Als Projekt gehen die Kinder in Begleitung der Lehrer zur Zeit in den Park, um Ausländer auszufragen und um in Englisch sprechen zu üben. Der Wahnsinn. Sie hat mir artig alle Fragen, die sie sich notiert hatte vorgelesen und ich musste sie schriftlich auf einem Fragebogen beantworten: „Where are you from?“, „How do you like Hiroshima?“
Zu guter Letzt kam dann eine wirklich schwierige Frage: „What is peace for you?“
Mit diesem Gedanken möchte ich euch jetzt allein lassen - und gleichzeitig die Frage an euch weiter leiten. Schwwweeeere Kost, wie die beiden ukrainischen Ziegenwemmser aus dem Fernsehn wohl sagen würden.